Kommentar der Kolpingjugend Deutschland

Darf´s auch etwas mehr sein?

Jeder von uns, der mal beim Metzger eingekauft hat, wurde schon mit dieser Frage konfrontiert. Doch in der Diskussion um die Zukunft der Europäischen Union wird sie selten gestellt. Dabei ist für mich ganz klar, dass die Antwort auf diese Frage nur ein beherztes JA sein kann!

Wie allgemein bekannt ist, hält die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise und die damit zusammenhängende Krise in der Europäischen Union und insbesondere im „Euro-Raum“ die
Bundesrepublik seit längerer Zeit in Atem. Die Herausforderungen sind vielfältig und unvorhersehbar. Unsere jetzige Regierung und auch deren Nachfolger, egal welcher Couleur, werden sich diesen stellen müssen.

Aktuell diskutieren Regierung und Opposition Woche für Woche über die angedachten Lösungsstrategien für die vorliegenden Probleme. Kaum ist eine Idee vorgestellt, wird sie von der anderen Seite kritisiert und bald darauf vom Ideengeber wieder verworfen.


Die vergangenen Monate machen jedoch deutlich, dass es letztendlich auf ein paar entscheidende
Fragen hinaus läuft: Wie viel Europa wollen wir? Wie viele Kompetenzen sind wir bereit an die
Europäische Union abzugeben? Brauchen wir noch stärkere und zentralere Strukturen in Europa, um in der globalisierten Welt bestehen zu können?
Meine Antwort ist klar und deutlich: In meinen Augen darf es ruhig ein wenig mehr Europa sein! Ich bin ein junger Mensch, der Anfang der 80er geboren wurde, ein geteiltes Europa noch in den letzten
Atemzügen erlebt hat und von den Chancen und Möglichkeiten, die uns ein vereintes Deutschland und Europa gebracht haben, profitieren durfte. Ich möchte für die europäische Vision und eine
Fortentwicklung der Europäischen Union werben!

 

Natürlich gibt es auch Argumente, die gegen eine Ausweitung der Befugnisse der Europäischen Union (insbesondere in Finanz- und Wirtschaftsfragen) sprechen. Doch wovor haben wir, haben die
Regierungschefinnen und Regierungschefs der europäischen Länder, Angst?

Vor dem Verlust der eigenen Macht? Das ist in meinen Augen eine ziemlich schlechte Begründung, da immer das Wohl der Bevölkerung im Mittelpunkt stehen sollte.

Vor der Aufgabe der Finanzhoheit des Parlaments? Dafür benötigen wir in der Tat entsprechende
Gesetze. Dies ist aber kein Problem, das sich nicht lösen ließe. Ich habe Vertrauen in unsere
Politikerinnen und Politiker, dass bei dieser Frage tragfähige Lösungen erarbeitet werden können.

Vor dem Wohlstandsverlust der Bevölkerung? Dieser steht uns bevor, wenn wie bisher versucht wird,
mit kurzfristig angelegten Maßnahmen Erfolge zu erzielen und weiterhin kein Mut gefasst wird,
grundlegende Reformen in der Europäischen Union voran zu treiben.


Gewiss gibt es diese notwendigen Veränderungen nicht umsonst. Wir müssen dazu bereit sein,
Liebgewonnenes aufzugeben und Kompromisse einzugehen. Auch werden die Veränderungen durch
unsere Steuergelder finanziert werden müssen. Dennoch rufe ich alle Politikerinnen und Politiker in Europa, alle Wirtschaftsvertreterinnen und –vertreter sowie die Bürgerinnen und Bürger dazu auf, diese Vision Realität werden zu lassen. Am Ende des Tages werden wir alle davon profitieren!

 

Florian Liening-Ewert
Der 29-jährige Hendunger arbeitet als Projektbetreuer im Software-Bereich und ist Mitglied der
Bundesleitung der Kolpingjugend Deutschland.

 

Köln, im Dezember 2012

Darf´s auch etwas mehr sein? - Wie viel Europa brauchen und wollen wir?

Der neue Kommentar der Kolpingjugend, dieses Mal von Bundesleiter Florian Liening-Ewert.